Geodätische Bauweise

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Rohbau eines Nurflügels in geodätischer Bauweise

Im Modellbau bezeichnet man mit geodätischer Bauweise einen Aufbau aus ineinander verzahnten Diagonalrippen. Beinhaltet die Verzahnung jeweils mindestens drei überkreuzende Rippen, entstehen aus biegesteifen Rippen auch torsionssteife Konstruktionen. Die Biegung einer Rippe wird am nächsten Kreuzungspunkt aufgenommen, wo sie als Schub/Zugkraft in die winklig auf ihr stehende Rippe eingebracht wird. Im Gegensatz zur Fachwerkbauweise werden hier also die Konstruktionselemente auf Biegung beansprucht. Für leichte Belastungen kann man sogar auf einen Holm verzichten und Biege- und Torsionslast nur vom Gerippe tragen lassen.

In der Flugzeugkonstruktion meint man mit geodätischer Bauweise meist einen Aufbau mit Diagonalrippen und -Stringern, wie sie bereits bei den Schütte-Lanz Luftschiffen des ersten Weltkrieges verwendet wurden. Von Barnes Wallis bei Vickers im zweiten Weltkrieg perfektioniert, wurde diese Bauweise durch den Bomber Vickers Wellington bekannt. Diagonal gelegte Formelemente dienen gleichzeitig als Formgeber (Rippen, Spanten, Stringer), können aber, im Gegensatz zu diesen Elementen auch Torsion aufnehmen.

Abgeleitet ist der Begriff von Geodät (Landvermesser), der ein Vermessungsnetz über die Erdoberfläche (Geo) legt. Daraus entstammt der Begriff geodätische Linie, die die kürzeste Verbindung zweier Punkte auf einer gekrümmten Oberfläche bezeichnet.

Grundidee der geodätischen Bauweise ist, keine einzelne Verstrebung eine Biegelast aufnehmen zu lassen, sondern Stäbe immer exakt auf Schub oder besser auf Zug zu belasten. Typischerweise entstehen netzartige Strukturen, deren einzelne Elemente Dreiecke darstellen und die durch die vorhandenen Diagonalverstrebungen nicht nur biegesteif, sondern auch torsionssteif sind. Konstruktionen dieser Bauweise sind in sich steif, benötigen daher also weder eine Schale noch eine Beplankung. Damit allerdings die Luft nicht so durchzieht, werden diese Bauwerke meist bespannt.

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