Freiflug

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F1A-Modell im Kreisschlepp
Start eines F1P-Modells

Diese spezielle Art des Modellflugs gehört zu den ältesten Ansätzen der allgemeinen Fliegerei. Frei fliegende Modellkonstruktionen waren schon immer die "sichere" Variante der Flugzeugpioniere wie z. B. Alphonse_Pènaud, Otto Lilienthal und der Gebrüder Wright, welche die Flugphysik und Aerodynamik mit dieser körperschonenden Methode praktisch studierten - bevor die Fliegerei "manntragend" wurde.

Bis zur Entwicklung der ersten kommerziellen Fernsteueranlagen Ende der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren Freiflugmodelle die breite Basis des Modellflugs. Ein besonderes Freiflugmodell hat in den unterschiedlichsten Erscheinungformen Generationen von Jugendlichen begleitet - "Der kleine UHU" und zum Modellflug gebracht.

Die Freiflugszene ist in Deutschland heute vergleichsweise klein, verglichen mit der Gemeinde der fernsteuernden Modellflieger. In Europa sind es neben Deutschland die Staaten des ehemaligen Ostblocks, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande, welche diese Sportart mit dem Schwerpunkt Wettbewerb national und international in den FAI-Klassen lebhaft betreiben.

Mit "Der kleine Uhu" haben diese Modelle kaum noch etwas gemein. Die Balsaholz-Kieferleisten-Bespannpapier-Bauweise wurde durch KfK wie Kohle-, Aramid- und Glasfasern ersetzt. Glimmschnur und einfache Zeitschalter für die Thermikbremse (Flugzeitbegrenzung) wurden zunächst von einfachen mechanischen Zeitschaltern mit mehreren Funktionen, inzwischen aber von komplexen elektronischen (Selbst-)Steuerungen (eTimer) abgelöst . Dies führte zu Leistungsverbesserungen der Modelle und zu neuen, interessanten Startmethoden (bunten). Neueste Entwicklungen sind Flapper (ähnlich Wölbklappen) und Folder, bei denen die Tragflügel während des Starts gefaltet sind und erst in der Flugphase auseinandergeklappt werden.

Eines ist jedoch gleich geblieben, nach dem Start kann und darf der Pilot weder über Funk noch in anderer Weise die Einstellungen am Modell beeinflussen - es fliegt frei.


Die sportlichen Aktivitäten der Freiflieger lassen sich in drei Bereiche gliedern:

  • Freiflug Ebene

Dabei handelt es sich um die Klassen F1A (Segelflugmodelle), F1B (Flugmodelle mit Gummimotor), F1C und F1P (Flugmodelle mit Verbrennungsmotor) sowie F1Q (Flugmodelle mit Elektorantrieb). Darüber hinaus werden hier die kleinen Klassenpendants F1H (Segelflugmodelle) und F1G (Flugmodelle mit Gummimotor) betrieben.

  • Freiflug Hang

Am Hang wird die Klasse F1E der magnetgesteuerten Segelflugmodelle geflogen.


Freifluggelände und Austragungsorte von Wettbewerben

Die wichtigsten Freifluggelände sind auf der Seite Freifluggelände gelistet. Über die Austragungsorte der Wettbewerbe informiert die Webseite des Freiflugmagazins Thermiksense und dort Menüpunkt "Termine"

Bezugsquellen

Für den typischen Materialbedarf des Freifliegers ist auf der Seite Freiflug Bezugsquellen eine möglichst umfassende Listung an Bezugsquellen zu finden.

Wie ist der Freiflug in Deutschland organisiert und wie kann ich Wettbewerbsteilnehmer werden?

Wer jetzt neugierig geworden ist und mehr Freiflug erleben möchte, dem möge folgender Rat dienen: Auf der Webseite des Freiflugmagazins Thermiksense unter dem Menüpunkt "Termine" -> "national" einen Wettbewerb in Wohnortnähe aussuchen und dort Kontakt mit den Freiflugsportlern aufnehmen.

Auf eine Besonderheit sei noch hingewiesen: Freiflug ist ein Gemeinschaftssport - man spürt daher bei den Freifliegern bei aller üblichen Menschlichkeit noch so etwas wie den "Rhöngeist": Wer dabei an Alkohol oder übersinnliche Erscheinung denkt, ist ein Schelm. Hier ist der nie zu Ende geträumte Traum vom Fliegen gemeint - die Leidenschaft, der Zusammenhalt der Gemeinschaft und nicht zu letzt die Erinnerung an die Pionierzeit des Freiflugs.

Die organisatorischen Hintergründe der Freiflieger in Deutschland sind auf der Seite Organisation des Freiflugsports erläutert.


CIAM-Klassen für internationale Meisterschaften

F1A

Die „Königsklasse" (früher A2 oder Nordic) erfüllt die Vision vom kreisenden Vogel am vollkommensten – und wird von Bussarden und Roten Milanen als ihresgleichen anerkannt, wie sich immer wieder beobachten lässt. 50 m hochfeste Leine bringen die Segler (zwischen 32 und 34 dm² Gesamtfläche bei 410 g Mindestgewicht) in die Höhe. Früher wurde dann sanft ausgeklinkt. Heute, dank ausgefeilter Hakentechnik, wird so lange kreisend nach Thermik gesucht (Kreisschlepp), bis sich das Modell beschleunigen und mit hoher Überfahrt in den Aufwind schleudern lässt (bunt-Start/bunten).

F1B

Die älteste Modellflugklasse überhaupt heißt "Wakefield". Benannt nach Lord Wakefield, der 1927 einen Wanderpokal stiftete. Diesen Pokal bekommt heute noch jeder F1B-Weltmeister überreicht. Ein gerade 30 g schwerer Gummimotor lässt die Modelle fast senkrecht auf annähernd 100 m Höhe steigen. 17 bis 19 dm² Gesamtfläche, 200 g Mindestgewicht der Zelle.

F1C

Als vor über 70 Jahren die ersten kleinen Verbrennungsmotoren auftauchten, flogen Motormodelle so lange, bis der Kraftstoff verbraucht war. Aus vielen Minuten Motorlaufzeit sind gerade noch 5 Sekunden geblieben, nach denen die äußerst eleganten Hochstreckungs-Modelle in den Gleitflug übergehen – in über 170 m Höhe! Mindestgröße und Mindestgewicht errechnen sich nach dem Motorhubraum, der höchstens 2,5 cm³ betragen darf; die Modelle mit 2,5 cm³-Motor haben ein Mindestgewicht von 750 g und eine Gesamtfläche von mindestens 37,5 dm². Früher Klasse I.

F1D

Die Weltmeisterschaftsklasse im Saalflug ist im Laufe ihrer Geschichte kleiner geworden und darf nur von höchstens 0,6 g Gummi angetrieben werden. Dennoch sind die Leistungen gestiegen. Die feinen Gebilde aus Balsa und hauchdünner Folie haben höchstens 550 mm Spannweite (Leitwerk 450 mm) und müssen ohne Motor mindestens 1,2 g wiegen. Mit ca. 1500 Umdrehungen des Motors können sie in hohen Hallen über 40 Minuten in der Luft bleiben! – Auch im Saalflug wird die erreichte Flugzeit gewertet; die Modelle müssen grundsätzlich selbst gebaut sein.

F1E

Als sich im Deutschland der 20er und 30er Jahre Modellflug vor allem an Hängen wie denen der Wasserkuppe (Rhön) abspielte, träumte man von einer automatischen Geradeaus-Steuerung. Sie sollte das Modell zuverlässig gegen den Wind im Hangaufwind halten. Der Pionier Hans Gremmer brachte sie Anfang der 50er mit fingerdicken Magnetstäben zur Reife und schuf so eine eigene WM-Klasse. Sie ist ein Unikum, weil sie als einzige FAI-Klasse den autonomen, also selbst gesteuerten Flug erlaubt und weil es für sie praktisch kein Größen- und Gewichtslimit gibt.

F1P

Da Jugendliche bei den ihnen allein gewidmeten Europa- und Weltmeisterschaften mit den etablierten Verbrennungsmotor-Klassen F1C und F1J nicht gut zurecht kamen, führte die CIAM 2002 die Klasse F1P ein. Der große, niedrig gestreckte Flügel (26 dm², höchstens 1500 mm Spannweite) erlaubt, auch mit herkömmlichen Bauweisen leistungsfähige Modelle zu bauen; die Steuerung des Höhenleitwerks ist auf drei Einstellungen begrenzt (Steigflug, Gleiten, Thermikbremse). Motor maximal 1 cm³ Hubraum, bis 10 Sekunden Laufzeit.

Diese Klasse ich jedoch nicht nur auf Jugendliche beschränkt. Um dieser Klasse mehr Aufwind zu verleihen wird bei den internationalen World-Cups F1C und F1P sogar gemeinsam gewertet.

Provisorische CIAM-Klassen Freiflug Outdoor

Nach dem Sporting Code der CIAM dürfen Regeln für die WM-Klassen nur alle vier Jahre geändert werden – die Internationale des Flugmodellsports möchte Planungssicherheit. Das gilt nicht für die folgenden „provisorischen" Klassen, die zum Teil aber auch schon auf ein ehrwürdiges Alter von über 50 Jahren (F1G, F1H) zurückblicken können. Einige werden national mit leicht veränderten Regeln geflogen. Zusätzlich haben alle nationalen Modellflugorganisationen eigene nationale Klassen; der DAeC macht da keine Ausnahme.

F1G

Die Motormodelle mit höchstens 10 g Gummi und einem Mindestgewicht von 70 g (ohne Motor) entspringen einem französischen Winterwettbewerb und heißen darum auch "Coupe d’Hiver". Schwerpunkt in Frankreich und England.

F1H

Die kleinen Segler (früher A1) von bis zu 18 dm² Gesamtfläche haben international ein Mindestgewicht von 220 g, in Deutschland ist das Gewicht frei. Die Klasse ist bei uns sehr beliebt und Teil der deutschen Freiflugmeisterschaften des DAeC.

F1J

Verbrennungsmotoren bis 1 cm³ treiben Modelle, die mindestens 160 g wiegen müssen, in 7 s auf riesige Höhen. Mangels Beschränkungen wurde aus der einfachen ½ A der Angelsachsen eine schwierige Hochtechnik-Klasse, die heute kaum noch geflogen wird.

F1K

Ein Mindestgewicht von 75 g erzwingt einen teuren und dann auch sehr leistungsfähigen Kohlensäure-Motor. Ein Tank von 2 cm³ erlaubt damit Flüge von über 5 Minuten; die Leistung ist aber wetterabhängig. Wird in Deutschland praktisch nicht mehr geflogen.

F1Q

Die Freiflugklasse mit Elektromotor - Antrieb gibt es seit 2006; Vorbilder gibt es in England und den USA. Diese Klasse hat gegenüber vielen anderen Freiflugklassen weniger Einschränkungen in der Modellkonzeption und -Größe. Lediglich eine veränderliche Tragflächengeometrie (Flapper und Folder) während des Fluges ist nicht zulässig. Die Begrenzung des Steigfluges wurde 2012 neu geregelt. An Stelle von vorgeschriebenen Akkugewichten und festen Motorlaufzeiten wurde ein Energielimit gesetzt. Es sind 4 Joule (Wattsekunden) je Gramm Modellgewicht zulässig, jedoch ist eine Obergrenze von 2000 Joule festgelegt. Diese Energiemenge kann während eines maximal 40 Sekunden dauernden Motorlaufs verbraucht werden. Es werden 5 Runden à 180 s Maximalzeit geflogen.

Nationale DAeC-Klassen Freiflug Outdoor

F1H-J, F1A-J

Jugendliche bis 14 Jahren werden in der kleinen und der großen Seglerklasse gesondert gewertet, wenn sie Modelle ohne Kreisschlepphaken und ohne Kompositbauweise in Flügel und Leitwerk fliegen. Erlaubt sind Rohrholme aus KfK. Maximalzeit 5 x 120 s.

F1H-N

Traditionelle Nurflügel-Klasse für Segler aller Größen.

Es gelten national keine Bauvorschriften, jedoch muss die Definition eines Nurflügels gelten: In Flugrichtung darf die Fläche nur einmal geschnitten werden. Es werden aber auch sogenannte Doppelrumpfmodelle als Nurflügel anerkannt, d. h. die "Leitwerkflächen" müssen außerhalb des Flügelschnitts angeordnet sein. Für die Wettbewerbsregeln gelten die der Seglerklassen F1A bzw. F1H. Die Flugzeit beträgt 120 s.

Bei Freiflug-Nurflügeln ist der Kompromiss zwischen hohem Auftrieb für geringstes Sinken und ausreichender Längsstabilität (Stabilitätsmaß, Dämpfung) besonders schwierig zu erreichen, weil die erforderlichen Hochauftriebsprofile sehr große Momentenbeiwerte haben. Desweiteren ist die sogenannte Wendedämpfung für einen Kreisschlepp (Ein- und Ausleiten einer Schleppkurve) zu gering. Damit konnten die Nurflügel die Entwicklung von "Buntmodellen" nicht nachvollziehen. Es erfordert viel Gefühl und Erfahrung, einen Nurflügel in ein "tragendes Lüftchen" zu bekommen.

F1C-X

Offene Klasse für Verbrennungsmotoren ohne Kugellager bis 3,5 cm³. Es ist keine automatische Verstellung des Leitwerks erlaubt (außer Thermikbremse). Identisch mit der in England viel geflogenen Slow Open Power; Motorlaufzeit 10 s für Glüh- und 12 s für Selbstzünder (Diesel).

F1V Classics

Regelt den Wettbewerb mit klassischen Freiflugmodellen aller Art (bis 1965). Zur Flugleistung (5 x 180 s) gibt es Punkte für die Altersklasse des Modells. Die Leistung kleiner Modelle und von Nurflügeln wird höher bewertet, Abweichungen vom ursprünglichen Bauplan kosten Strafpunkte. So soll zusammengefasst werden, was als Vintage, Nostalgia oder Classics in Großbritannien, Frankreich, Tschechien, Polen oder den USA sehr beliebt ist.

P 30

Die kleine Gummimotorklasse ist ideal als Einstieg und hat vor allem in den angelsächsischen Ländern zahlreiche Anhänger. Die 30 stehen für 30 Zoll als Höchstmaß für Länge wie Spannweite, das P für starre Plastikpropeller, die kommerziell erhältlich sind und bis zu 9,5 Zoll Durchmesser haben dürfen. Gummimotor höchstens 10 g, Zellengewicht mindestens 40 g.

Provisorische CIAM-Klassen Freiflug Indoor

F1L

Angelsächsische Einsteigerklasse Easy Bee mit einem merkwürdig schmalen Flügel von bis zu 457 x 76 mm. Rumpf und Propeller aus Vollmaterial, Mindestgewicht der Zelle 1,2 g, Gummigewicht frei.

F1M

Die Beginner-Klasse sollte ebenfalls den Einstieg in den großen Saalflug erleichtern: Spannweite bis zu 460 mm und 3 g Mindestgewicht. Der Motor von nur 1,5 g Gummi erleichtert das Trimmen.

F1N

Gleitflugmodelle (Wurfgleiter) mit unbeweglichen Flächen, kein Antrieb – Größe beliebig.

Nationale DAeC-Klassen Freiflug Indoor

F1M-L

Die Limited ist als deutsche Einsteigerklasse eine vereinfachte F1M, bei der der Flügel max. 150 mm tief und der Vollbalsarumpf max. 650 mm lang sein darf. Der Hakenabstand des Gummimotors ist mit höchstens 270 mm festgelegt, um eine robuste Bauweise zu erzwingen.

P1/ 35 cm

Die alte, kleine Papierklasse hat als einzige Beschränkung eine Höchstspannweite von 350 mm; Mikrofilm ist nicht zugelassen.

F1D Ministick

Die kleinste Saalflugklasse eignet sich gut für Zimmer und Turnhallen und ist – geht man mit dem internationalen Mindestgewicht von 0,43 g großzügig um – ein idealer Einstieg: Flügel bis 178 x 63,5 mm, Höhenleitwerk bis 50 % Flügelfläche, Motorträger volles Material bis 127 mm, Rumpf ohne Propeller bis zu 254 mm lang. Propellerdurchmesser (volles Material) bis 178 mm.

Provisorische CIAM-Klassen Freiflug Scale

Alle bisher erwähnten 23 Freiflugklassen beschreiben reine Funktions-, also keine maßstabsgerechten Flugzeugmodelle. Doch auch für sie gibt es Klassen im CIAM-Reglement, die im Sporting Code unter F4 (Scale) zu finden sind. Es gibt in Deutschland nur einzelne Anhänger dieser Sparte; mangels deutscher Wettbewerbe müssen sie nach Frankreich, Tschechien oder England fahren, um sich zu vergleichen. Ohne das Gewicht einer Fernsteuerung fliegen kleine Scale-Modelle oft überraschend gut.

F4A

sind Freiflugmodelle mit Verbrennungs- oder Elektromotor; es gibt Punkte für vorbildgetreues Flugverhalten, Komplexität der Modelle und Bauausführung, die für die Wertung summiert werden.

F4D

haben Gummimotorantrieb und sind mit ihrer niedrigen Flächenbelastung von höchstens 15 g/dm² für Indoor-Wettbewerbe gedacht. Mit CO2- oder Elektroantrieb heißen sie F4E, gewertet wird wie bei F4A. Anders F4F: Diese, auch als Peanut bekannten Scale-Flieger, müssen als echte Freiflieger Flugzeiten sammeln; die besten zwei von neun Zeiten werden gewertet. Dazu gibt es noch eine umfassende Bewertung der Bauausführung. Die Spannweite darf 330 mm oder die Rumpflänge 230 mm nicht überschreiten; vorgeschrieben ist ein Gummimotor.


Weblinks

Anmerkung

Ein Teil des Inhalts wurde von modellbau-wiki.de importiert.