Einstieg in den Flächenflug

Aus RC-Network Wiki

Hier sollen Einsteiger Tipps und Entscheidungshilfen zum Einstieg in den Flächenflug finden.

Einige Überlegungen vorweg

Modellflug, egal ob mit Hubschraubern, Flächenflugmodellen oder anderen Flugmodellen, ist sicher ein faszinierendes Hobby. War der Einstieg früher noch mit finanziellen Hürden und spürbarem Aufwand verbunden, machen es einem heute flugfertige Komplettsets leicht, heute zu kaufen und morgen zu fliegen.

Oft ist der erste Flug dann aber auch der letzte, sei es, weil das billige Modell nicht hält, was man sich davon versprochen hat, oder auch, weil ein paar grundlegende Dinge nicht beachtet wurden.

Modellfliegen ist nicht schwer; aber es ist möglicherweise auch nicht ganz so unproblematisch, wie es die Werbung verspricht. Um Frustration vorzubeugen, lohnt es sich, sich zunächst mit ein paar grundsätzlichen Überlegungen vertraut zu machen.

Das erste Modell

Das erste Modell entscheidet darüber, ob man ein faszinierendes neues Hobby hat, oder sich enttäuscht anderen Dingen zuwendet. Dem ersten Impuls, ein Modell zu erwerben, dass einem zufällig im Baumarkt oder in einem Webshop über den Weg läuft, sollte man daher besser widerstehen.

Welche Modelle tatsächlich für den Einstieg taugen, läßt sich im Abschnitt Einstieg in den Flächenflug#Modellwahl herausfinden.

Hilfen und Informationsquellen

Auch, wenn die Werbung mitunter "heute kaufen - morgen fliegen" suggeriert, ist es so einfach nicht. Dass ein Modell das tut, was man möchte, kann man nicht aus einer dreiseitigen, schlecht übersetzten Anleitung lernen. Und im Gegensatz zu Computerspielen ist "probieren, bis es geht" keine gute Strategie, denn Flugmodelle sind keineswegs unzerstörbar. Dennoch sind Flugsimulatoren mit die beste Möglichkeit, ohne Bruchrisiko Flugfertigkeiten zu erwerben. Es gibt tolle Freeware-Simulatoren, die völlig ausreichend sind, um die Grundlagen zu erlernen.

Weitere Informationen finden sich in der Literatur, hier im Wiki, oder im RC-Network Forum.

Individuelle, persönliche Hilfe mag im Internet-Zeitalter etwas aus der Mode gekommen sein. Tatsächlich ist aber die Anleitung durch einen erfahrenen Modellpiloten die beste Hilfe, die man bekommen kann. Und fast die einzige Möglichkeit, sauber fliegen zu lernen. Dafür gibt es Modellflugvereine, und zwar so viele, dass immer einer in der Nähe ist.

Haftungsfragen

Ein ernstes Thema, über das wenig informiert wird und das daher leicht unterschätzt wird. Seit 2008 ist das Fliegen mit Flugmodellen versicherungspflichtig, und dazu reicht Papas Privathaftpflichtversicherung (so er denn eine hat) in den allermeisten Fällen nicht aus. Zwar ist das Gefährdungspotenzial eines Einsteiger-Parkflyers nicht so hoch einzustufen wie das eines "richtigen" Flugmodells, aber man sollte es auch nicht unterschätzen. Über kurz oder lang kommt man schon aus diesem Grund an der Mitgliedschaft in einem Verein nicht vorbei, denn die beinhaltet auch die notwendige Versicherung.

Modellwahl

Das "passende" Modell ist das A und O. Ein billiges Spielzeug kann einem dabei genauso den Spaß verderben wie ein Modell bester Qualität, das dann aber vielleicht nicht zu einem passt oder das man nicht beherrscht.

Zwei Dinge gilt es zu beachten: Die Modellart und die Ausstattung. Es waren mal drei Dinge, aber die Antriebsart spielt bei Einsteigermodellen heute kaum noch eine Rolle.

Das Modell

Ein gutes Einsteigermodell muss vier Anforderungen erfüllen:

  • Es muß einfach zu fliegen sein
    Wäre das Modell nicht einfach zu fliegen (im Pilotenjargon: "zickig"), wird man nicht nur unbeabsichtigte Abstürze haben, es ist für den Piloten auch nicht erkennbar, warum das Modell plötzlich nicht so reagiert, wie es soll.
  • Es muß robust sein, also auch Abstürze oder unsanfte Landungen überstehen
    Wichtig zum Erlernen des Modellflugs ist einfach die Zeit in der Luft. Wenn nach jeder Landung größere Pausen drohen, weil das Modell repariert werden muss, wird sich der Aufbau des Erfahrungsschatzes zwangsläufig in die Länge ziehen.
  • Es muß einfach zu handhaben sein
    Dazu gehört, dass man das Modell nach der Landung schnell wieder in die Luft bringen kann, also z.B. den Akku schnell auswechseln kann, und nicht zum Laden des Flugakkus nach Hause fahren muß.

und, nicht zu vergessen:

  • Es muß Flugspaß bieten
    Dieser Punkt ist vielleicht der komplexeste. Ein Modell kann einfach zu fliegen, robust und handhabbar sein, dabei aber so langweilig sein wie ein Fesselballon. Es muß also trotz allem agil genug sein und die Steuerbefehle des Piloten gut umsetzen, so dass neben dem Lern- auch ein Spasseffekt einsetzt.

Ein einfach zu fliegendes Modell hat folgende Merkmale:

  • Es ist eigenstabil (siehe Flugstabilität), kann also Störungen (z.B. durch Windböen) ausgleichen. Merkmale dazu sind
    • V-Form der Flügel, das können auch Randbögen sein
    • relativ dickes Tragflügelprofil (langsam, meist überziehfest, genügend Widerstand, damit die Fahrt nicht zu hoch wird)
    • Drachenkonstruktion, also Leitwerk hinter dem Hauptflügel, siehe Flugzeugkonfigurationen
  • Es ist gut zu kontrollieren. Merkmale dazu sind
    • es ist steuerbar um alle drei Achsen, also Höhen-, Seiten- und Querruder. Zum Querruder, siehe Anmerkung unten.
    • es muß langsam fliegen können. Hier ist hauptsächlich eine niedrige Flächenbelastung und eine hohe Profildicke, also ein hoher Auftriebsbeiwert von Bedeutung.
    • es hat eine gut einzuschätzende Fluglage. Hierbei spielt vor allem die Größe des Modells eine Rolle, je kleiner das Modell ist, desto leichter gerät es in eine Entfernung, die eine gute Fluglagenerkennung nicht mehr erlaubt
    • es ist träge. Das Modell sollte nicht all zu zappelig reagieren, um dem Piloten Zeit zur Kontrolle zu lassen.

Ein robustes Modell hat folgende Merkmale:

  • es übersteht unsanfte Landungen
    • Diese Eigenschaft zeichnet vor allem Modelle aus EPP aus. Das ist ein Schaumstoff, der ähnlich leicht ist wie Styropor, dabei aber zähelastische Eigenschaften hat.

Einfache Handhabbarkeit:

  • Das Modell muß einen Motor haben.
    Wurfgleiter bieten aufgrund ihrere kurzen Flugzeit nur bedingten Lerneffekt. Es sei denn, man benutzt sie am Hang, doch erfordert das Hangfliegen eine Reihe weiterer Kenntnisse und Fähigkeiten, die nicht unbedingt auf der Agenda des Einsteigers stehen müssen.
  • Das Modell wird elektrisch angetrieben
    Zwar gibt es eine lange Tradition verbrennerbefeuerten Modellflugeinstiegs, doch ist die Diskussion Verbrennungsmotor vs. Elektromotor heute bei Einsteigermodellen entschieden.
  • Das Modell verwendet handelsübliche Akkus
    Ein Zweitakku ermöglicht es, mit einem Akku zu fliegen, während der andere lädt. Der Akku und das Steckersystem des Modells müssen also "handelsüblich" sein. Leichter Wechsel des Akkus ist ebenfalls Voraussetzung, um die Wartezeiten zwischen zwei Flügen nicht ausufern zu lassen.
  • Das Modell muß leicht zu starten sein
    • Bodenstarts sehen zwar gut aus, sind aber zu erlernen des Fliegens nicht erforderlich.
    • Handstarts gelingen am besten mit Modellen, die langsam fliegen können und nicht zu schwer sind.

Flugspaß:

  • Das Modell darf nicht untermotorisiert sein. Bei Vollgas muß es zügig an Höhe gewinnen.
  • Das Modell sollte bedingt kunstflugtauglich sein.

Unter dem Strich ergibt sich hieraus ein Elektrosegler mit 1-2m Spannweite, 400g bis 900g Fluggewicht, einem nicht zu starken Motor und Dreiachssteuerung.

Zwei- oder Dreiachssteuerung

Von einem Querruder wird Einsteigern oft abgeraten, da es eine weitere zu steuernde Achse und damit höhere Anforderungen bedeutet. Allerdings ist ein Querruder auch die einzige Möglichkeit, ein Flugzeug aus zu großer Schräglage wieder aufzurichten, ohne zu viel Höhe zu verlieren. Eine zu große Schräglage kommt allerdings gerade bei Einsteigern recht häufig vor, weil beim Flug auf den Piloten zu die Richtungssteuerung "verdreht" ist, so dass der Pilot die Schräglage vergrößert, statt sie zu verringern und es oft zu spät ist, wenn er seinen Fehler bemerkt.

Für Einsteiger perfekt geeignet ist die Quer-Seitenruder-Mischung moderner Fernsteuerungen, so dass mit dem Querruder gleichzeitig das Seitenruder mitgenommen wird. Das vereinfacht wieder das Fliegen auf zwei "Knüppel", erlaubt aber die volle Fluglagenkontrolle inklusive Querruder.

Elektrisch oder Verbrenner?

Diese uralte Diskussion wollen wir an dieser Stelle nicht ignorieren. Die Wahl der Antriebsart ist in erster Linie eine Frage der Philosophie, weniger eine der Leistung oder der Kosten. Obwohl inzwischen fast alle Einsteigermodelle einen Elektroantrieb vorsehen, hat der Antrieb mit Verbrennungsmotor durchaus auch seinen Reiz.

Elektroantrieb
Vor- und Nachteile

Antriebe für Einsteigermodelle sind natürlich keine Hochleistungsantriebe. Motor, Akku und Regler in der 250 W-Klasse sind auch in hochwertiger Ausführung für unter 150 Euro zu haben, wobei man allerdings gleich noch einen Zweitakku vorsehen sollte.

Vorteile:

  • Vibrationsarm - das Modell kann leichter gebaut werden
  • Mehr Auswahl beim Flugplatz - für kleine Elektromodelle braucht man nicht unbedingt einen zugelassenen Modellflugplatz
  • Es kündigt sich durch Leistungsverlust an, wenn die Akkuladung ihrem Ende entgegen geht
  • Das Modell verschmutzt nicht
  • Wartungsfrei

Nachteile:

  • Man braucht eine Stromversorgung. Wer nicht mit dem Auto unterwegs ist, benötigt eine stationäre Stromquelle
  • Akkus zu laden dauert seine Zeit. Man kann das mit mehreren Akkus überbrücken, aber die kosten auch mehr Geld


Verbrennerantrieb
Vor- und Nachteile

Für Einsteigermodelle eignen sich insbesondere Zweitakter-Methanolmotoren mit weniger als 10 cm³ Hubraum. Solche Motoren liegen preislich meist unter 100 Euro, allerdings ist der Sprit nicht gerade billig.

Vorteile:

  • Nachtanken geht schnell
  • Stinkt und ist laut - manchen Leuten macht das mehr Spaß

Nachteile:

  • Verschmutzung des Modells
  • Ein Verbrennungsmotor stellt im Flug gerne mal ab, spätestes wenn der Tank leer ist
  • Einstellen des Motors ist nicht jedermanns Sache
  • Verbrennerflug ist nur auf Modellflugplätzen und dort oft nur zu bestimmten Zeiten erlaubt

Bei den Kosten nehmen sich beide Varianten nicht viel. Ein gutes Ladegerät ist nicht ganz billig, aber notwendig, wenn man längere Zeit Freude an seinen Akkus haben möchte. Auf der anderen Seite benötigt ein Verbrennungsmotor einiges Zubehör für Start, Wartung und Pflege.


Bausatz oder Fertigmodell?

Will man ein Modell fliegen oder bauen? Während früher das eine nicht ohne das andere zu haben war, hat man heute die Wahl.

Es ist wirklich eine Frage der persönlichen Einstellung. Zwar ist es keinem Neuling anzuraten, sich einen Bauplan und ein paar Balsa- und Sperrholzbretter zu besorgen, um sein erstes Flugmodell zu erstellen. Aber gute Modelle gibt es genauso als Baukasten wie auch als (fast) fertiges ARF-Modell. Abzuraten ist allerdings von "Komplettsätzen" aus dem Spielzeugregal der Super- und Baumärkte. Dabei handelt es sich, vielleicht mit wenigen Ausnahmen, tatsächlich um Spielzeug, mit dem man bestenfalls ein wenig hin und her fliegen kann.

RTF-Modelle

RTF-Modelle (RTF = Ready To Fly) sind komplett ausgerüstet und erfordern keinerlei Arbeit im Aufbau. Oft werden sie komplett mit Fernsteuersender und "allem Zubehör" geliefert. Man sollte sich aber im klaren darüber sein, dass es sich dabei seltenst um qualitativ hochwertiges Equipment handelt. Der Sender und ggf. das Ladegerät wird man schon beim zweiten, spätestens beim dritten Modell gegen etwas besseres austauschen, und man sollte sich schon überlegen, ob man nicht lieber ein ARF-Modell kauft und das gesparte Geld gleich in hochwertigeres Equipment investiert.

ARF-Modelle

Bei ARF-Modellen (ARF = Almost Ready to Fly) beschränkt sich der Aufbau auf die Endmontage und den Einbau der RC-Komponenten. Ein Vorteil ist, dass man die Komponenten selbst wählen kann - und die eingebauten Teile auch wieder entfernen und in anderen Modellen verwenden kann. ARF-Modelle erfordern nur ein Minimum an handwerklichem Geschick und können auch von Leuten mit "zwei linken Händen" montiert werden.

Baukasten-Modelle

Die Baukasten-Modelle bekannter Anbieter erfordern im Aufbau mitunter einiges Können. Wer noch kein Modell gebaut hat und sich trotzdem an die Materie wagen möchte, sollte sich von einem Fachhändler beraten lassen, um nicht gleich ein Modell zu erwischen, dass ihn überfordert. Ein schlecht gebautes Modell wird nicht unbedingt gut fliegen.

"Schaumwaffel" oder Klassisch?

Da das erste Modell jedes Piloten unsanften Bodenkontakt haben wird, empfiehlt es sich auch, einen Blick auf das Material zu werfen, aus dem der Flieger besteht. Eigentlich ist es heute keine Frage mehr. Modelle aus EPP oder ähnlichen zähelastischen Hartschäumen mögen von "alten Hasen" mitunter belächelt werden, aber sie bieten keineswegs schlechte Flugleistungen und sind überaus robust.

Motormodell, Segler oder Fun

Unabhängig von der Antriebsart (also Verbrenner/Elektro) wird dem Einsteiger immer ein (Motor-)Segelmodell empfohlen. Der Grund liegt darin, dass Segelflugzeuge etwas größer sind und vergleichsweise langsam fliegen - und deshalb dem Piloten mehr Zeit zum reagieren (und korrigieren) lassen als schnellere Modelle. Dabei geht es weniger um reine Segler als mehr um die inzwischen enorm verbreiteten Elektrosegler. Dabei bleiben die Vorteile des Segelflugzeugs erhalten, aber der Motor lässt das Flugzeug selbst auf Höhe steigen.

Allerdings liegt das "geruhsame" Seglerfliegen nicht jedem. Die "klassische" Ausbildung zum Modellpiloten in Vereinen zeigt, dass es auch mit agileren Modellen wie Trainern geht, und so mancher hat auch auf einem gutmütigen Fun- oder Parkflyer gelernt. Beides sollte man aber nicht ohne Anleitung probieren.


Wer hilft mir?

Es soll Menschen geben, die sich das Modellfliegen selbst beigebracht haben. Das ist aber nicht nur die Ausnahme, sondern es gibt auch eine große Gefahr, dass man sich dabei Fehler antrainiert, die man sich später nur sehr schwer wieder abgewöhnen kann. Hier unterscheidet sich der Modellflug nicht von anderen Sportarten. Hilfe und Unterstützung findet man sicherlich im nächstgelegenen Modellflug-Verein. Natürlich auch bei der Modellauswahl!

Flugsimulator

Schon der einfachste Flugsimulator hilft die Gedanken-Finger Koordination zu trainieren. Vor allem die Ruderumkehr beim Steuern auf den Piloten zu und die Landeeinteilung lassen sich hier als Trockenübung absolvieren. Einige Anfängermodelle gibt es direkt als Modell im Flugsimulator, aber auch mit nur ähnlichen Modellen kann man gut trainieren. Mehr über Simulatoren hier.

Fazit

Die meisten Einsteiger beginnen mit einem Elektrosegler und bereuen es nicht. Ist die Entscheidung gefallen, geht es hier weiter: