ABS
ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) ist ein thermoplastischer Kunststoff.
Im Gegensatz zu Polystyrol weist ABS eine deutlich höhere Festigkeit auf. Für den Laien sind leider beide Materialien nicht leicht zu unterscheiden. Aus ABS bestehen im Modellbau die meisten Spritzguss-Kleinteile wie Umlenkhebel, Ruderhörner etc. Auch verschiedene größere Teile, wie etwa Motorhauben sind aus ABS.
ABS ist auch als Platten und Profilmaterial (z.B. Bowdenzugröhrchen) lieferbar und lässt sich gut tiefziehen. Zudem ist ABS mechanisch recht gut bearbeitbar, klebbar und lackierbar.
Durch "Aufblasen" eines frisch aus ABS-Granulat extrudierten Schlauchs in einer Metallform, entstanden die bekannten Fertigrümpfe der Marken "Novalex" (Carrera), "Plura" (Robbe) und "Perfekt" (Graupner) der späten 1980er und 1990er Jahre. Leider sind diese Rümpfe bei niedrigen Temperaturen recht empfindlich.
Andererseits waren diese im Blasverfahren hergestellten Rümpfe ungleich preiswerter als z.B. die weit stabileren Ferran/Cepeh/Crashproof-Rümpfe von Carrera und Robbe in den 1970ern und frühen 1980ern.
Vorsicht!
ABS ist, gemessen an anderen Kunststoffen nicht sehr langlebig. Bauteile wie brüchige Ruderhörner oder Umlenkhebel können u.U zu einer Gefahr für unsere gehegten Oldtimer-Modelle werden.
Bestimmung, siehe Brennprobe.
ABS - Reparaturmöglichkeiten
Es gibt für den Modellbauer verschiedene Möglichkeiten ABS-Teile zu reparieren:
- Klebstoffe auf Basis von Methylmetacrylate (MMA) wie z.B.:
- Stabilit Express, einem Kleber von Henkel. Gemisch aus Harz und pulverförmigen weißen Härter. Wenn man wenig Härtepulver einrührt bleibt die Kleberraupe elastisch und man hat auch die Möglichkeit eine dünne Glasmatte mit beizulegen. War in der Anfangszeit der einzige Kleber für ABS.
- Sekundenkleber. Damit kann man die Teile zusammenheften. Zur Verstärkung klebt man bei kleineren Schäden innen eine 25gr Matte ein. Praktisch ist auch der Verwendung hierbei von dünnflüssigem Sekundenkleber - geht flott voran. Oder den Kleber mit etwas Aceton verdünnen.
- Glasgewebe und Epoxydharz. Die einzelnen Teile vorher mit Sekundenkleber zusammenheften und dann mit GFK belegen.
- Teile zusammenfügen die Fuge mit Aceton einstreichen
- UHU-hart, löst den Kunststoff an und "verschweißt" auf diese Art und Weise.
- Megabond 2000 von R&G
- Tangit ABS
- Rudol L530
- Uhu Allplast
- G/flex 655
Sollten die Teile ölig sein kann man nach dem Zusammenheften mit Spülmittelwasser waschen. Sollte nichts anderes zu Schaden kommen können, kann man es auch in die Geschirrspülmaschine legen. Nach dem Spülen gut trocknen lassen. Sollte es immer noch ölig sein, kann man vorsichtig mit Nitroverdünnung und Stoff die Stellen abwischen. Aber Vorsicht damit, die Verdünnung löst das ABS stark an, die Oberfläche wird klebrig.
Spachteln kann man dann mit allen Polyesterspachtel die es zu kaufen gibt. Auch 1K-Spachtelmasse, wie sie z.B. von Revell für Plastikmodellbauer angeboten wird, ist geeignet für dünnere Schichten. Den letzten Feinschliff bei ABS macht man am besten Nass. Ergibt eine schöne feine Oberfläche.
In der Industrie wird) zum Verkleben von ABS, Polycarbonat (Makrolon), PMMA (Plexiglas) PET und Polystyrol das Lösungsmittel "Methylenchlorid" (Dichlormethan) verwendet ("Quellschweissung" -- siehe auch "Polyamid" ).
Durch auflösen von Spänen des entsprechenden Materials in Methylenchlorid kann auch ein "Kleber" erzeugt werden, um z.B. kleinere Spalten zu überbrücken.
Zweitbestes Lösungsmittel ist Styrol -- deshalb klappt es ja auch so gut mit dem Polyesterspachtel. Styrol wird nämlich zum Verdünnen von Poliesterspachtel benutzt. Allerdings gilt auch hier: Sehr gesundheitsschädlich und hoch brennbar. Deshalb ist auch Styrol heute fast nicht mehr frei erhältlich.
Flächige Verklebungen von ABS mit Polystyrol untereinander sind mit beiden Lösungsmitteln möglich.
In den 1970ern gab es die sog Agoplast-Binden mit denen eine Reparatur von ABS-Rümpfen möglich war.